29. Mai 2025

Lands End im Nebel und dann mit Rückenwind weiter 

Ich war in einem alten Lokal etwas außerhalb der Stadt untergekommen. Der Wirt erzählte beim Frühstück voller Stolz, dass sein Coldstreamer Inn das Einzige in ganz England ist, das nach der königlichen Garde benannt sei. Ein Haus mit großer Geschichte, in dem sich die Garde auch ein Mal pro Jahr treffe. Doch ich hatte mehr das Wetter im Kopf. Nach dem gestrigen Sonnentag war es heute wieder Grau mit Nebelreißen. Ich machte mir Sorgen. Nur der Wirt meinte trocken „not so bad“. Er erklärte mir, dass für ihn schlechtes Wetter gut für sein Geschäft sei. Bei Schönwetter ziehe es die Leute mehr nach draußen. Doch bei Nebel, so wie heute, werde es für ihn ein geschäftiger Tag. 

 

Mit dem Nebel hatte ich beim Fahren anfangs Mühe. Die Brille war immer mit Wassertropfen beschlagen. Des Wegwischens müde fuhr ich bald ohne weiter. Dafür hatte ich meine schicke Helmüberziehmütze angezogen. So blieb mein Kopf trocken. Gleich zum gestrigen Morgen warteten auch heute wieder einige steile Rampen. Und heftiger Gegenwind machte das Kurbeln zäh. Doch je näher ich zu Lands End im äußersten Westen kam, desto flacher wurde die Landschaft. Ich merkte es jedoch nur beim Fahren. Zu sehen gab es außer dem Nebelgrau nicht so viel. Beim Besucherzentrum von Lands End war mir der Nebel egal. Es schaute für mich ob der touristischen Aufmachung wenig anziehend aus. Nur etwas mehr vom Leuchtturm davor und der Küste rundum hätte mich dann doch interessiert.

 

Mein Aufenthalt war also nur ganz kurz. Auch der Wind trieb mich rasch weiter. Denn mit meinem Richtungswechsel nach Norden hatte ich ihn ab nun von hinten. Das passte mir weitaus besser. Auch die sich verwunden in der Landschaft dahinschlängelnde Straße fand meinen Gefallen. Und auch, dass ich deren Verlauf und ihre vielen Kurven von manchen Hügeln einsehen konnte. Oder dass meine Route manchmal abseits der Straße gute Wanderwege nutzte, machte das Fahren kurzweilig. Mit Fortdauer des Tages setzte sich dann mehr und mehr die Sonne durch. Als ich mittags die Küstenstadt St. Ives erreichte, war es nicht nur dem dortigen Trubel am Strand nach ein milder, sonniger Maitag geworden. Spektakulär war mit der Sonne danach dann auch der Blick auf die steile Küste und manche der Buchten. Eine eindrucksvolle Küste zum Staunen, war hier mein Eindruck, der sich später mehr und mehr verfestigte.

 

30. Mai 2025

Eine Küste zum Staunen und Hohlwege zum Schieben

Bei leicht bewölktem Himmel und angenehmer Sonne steige ich aufs Rad. Die Küste zeigt sich spektakulär. Ich komme kaum vorwärts, weil ich immer wieder stehen bleibe für einen längeren Blick aufs Meer und die Felsen der Küste. Doch Fotos sammle ich nicht so viele. Irgendein Hausdach oder eine Hecke oder eine Häuserfront stört mich meist im Sucher. Die schönen Plätze mit grandioser Aussicht von den Hügeln sind verbaut. Hier lässt es sich schon schön wohnen. Bei einigen Häusern sind sie im Garten am Werkeln. Gräser zupfen ist anscheinend das Programm. Ein paar Mal versuche ich mich auch kurz auf einem der vielen Wanderpfade entlang der Küste. Doch sie sind von der Straße nicht leicht erreichbar, und für mein Rad mit Gepäck auch nicht gut fahrbar.

 

In den Buchten tummeln sich viele Surfer. Am Strand auf Wellen wartend, oder im Wasser auf ihren Brettern turnend. Radfahrer haben hier das falsche Sportgerät, ist mein Eindruck. Doch umgestiegen bin ich nicht, nur abgestiegen. Denn auf meiner Route fanden sich wieder einige steile Rampen. Dennoch hat mir das Fahren am Vormittag sehr gefallen. Das Klatschen der Wellen und das Surren der Reifen hören, die aufspritzende Gischt am Wasser und den Wind in den Böschungsgräsern sehen, mit vollem Tempo die kurvigen Straßen runtersausen, mich im Aufstieg überwinden. Und mich dann jedes Mal freuen, wenn es eine Zeit lang wieder flach dahingeht, oder mich der Rückenwind anschiebt.

 

Gegen den Nachmittag trübte sich das Wetter ein. Die grandiose Sicht war vorbei. Ein Dunstschleier legte sich über das Meer und die Hügel. Dazu nahm der Wind an Stärke zu. Ungeschützt in Meeresnähe war mir gar kalt. Gerne zog ich mir das Langarmtrikot über. Eine Zeit lang fuhr ich auch am Atlantic Highway. Dort war zwar mehr Verkehr, dafür gab es keine kräftezehrenden Steigungen. Nur gefallen hat es mir auf den kleinen Wegen besser. Auch wenn ich mir manchmal in den Hohlwegen der bewaldeten Taleinschnitte recht verloren vorkam.