Der Westküste entlang hoch

8. Juli 2022

Imposante Brücke und eine tolle Aussicht

Beim Rausfahren aus San Francisco begegne ich vielen Joggern. Sie laufen entlang der Bucht und genießen wie ich die frühe Sonne. Ihr Stil ist ganz unterschiedlich. Doch sportlich wirken sie jedenfalls. Oder tun so. Einige schleppen sich etwas mühsam dahin. Aber das ist nur mein schneller Eindruck vom Vorbeifahren. Vielleicht sind sie ja auch in New York schon gestartet. Keine Ahnung was sie über mich und meine Packtaschen denken. Typisch Touri wahrscheinlich, am Weg zum Knipsen, was hier alle machen.

 

Im Blick habe ich die imposante Brücke schon von weitem. Und beim Näherkommen wirkt sie noch beeindruckender. Egal welche Perspektive ich wähle. Unten am Pfeiler hört man es von den Autos oben donnern. Und als ich dann oben bin am Radweg auf der Brücke, da sind die Autos noch lauter. Auch kommen mir viele Rennradler entgegen. Oder sie überholen mich am schmalen Weg. Es scheint eine beliebte Strecke zu sein. Raus aus der Stadt, und auf einen der Hügel rund herum, und dann wieder mit Volldampf retour über die Brücke.

 

Die Stadt wirkt im Gegenlicht der Morgensonne weit weg. Über die Brücke ziehen ein paar Nebelfetzen hin. Mein Weg führt mich auf den Hawks Hill. Er sei der schönste Platz in Kalifornien, meinen die heimischen Rennradler, die ich oben treffe. Und der Ausblick ist tatsächlich beeindruckend. Die Golden Gate Bridge mit ihren mächtigen Pfeilern am Eingang zur Bucht. Dahinter die große Stadt mit ihren unterschiedlichen Vierteln. Und auf der anderen Seite das Rauschen des Pazifiks, und die Schaumkronen der Wellen. Oder der Blick auf die vielen Hügel Richtung Norden. Ja, mir gefällt die Aussicht hier oben auch. Ein langer Blick noch rund um, und dann geht es ab Richtung Norden.

 

Das Radfahren hier an der Küste ist plötzlich ganz anders. Es gibt jede Menge Radwege, und auch Rennradler. In den Ortschaften sehe ich viele kleine Geschäfte, Bars, Restaurants und Cafés. Touristen schlendern dahin. Ich bin gar etwas abgelenkt beim Fahren, muss viel mehr auf das Drumherum achten.

 

Am Nachmittag ist meine Route erste Sahne. Es geht kurvig mit einigen Auf und Abs durch schattige Wälder mit riesengroßen Bäumen. Dann kommen wieder weite Hügel mit sonnengelbem Gras. Sonne und blauer Himmel, wenn auch etwas frisch und windig. Eine Zeit lang war der Wind richtig unangenehm. So wie ihn andere Radler bereits angekündigt hatten. Und irgendwann gibt es dann sogar Nebel. Er zieht vom Meer her übers Land. Zuerst dachte ich nur an eine kleine Störung. Doch der Nebel begleitet mich dicht bis in den Abend hinein.

 

Die wenigen Hotels am Weg sind alle ausgebucht. Ich mache also einige Kilometer mehr als geplant, bis ich einen Platz finde. Auch die Campingplätze sind alle voll. Bevor es eindunkelt breche ich meine Suche ab. Ich stelle mein Zelt einfach abseits eines Parkplatzes zu einem Trail in einer Wiese mit hohem Gras auf. Die nahen Bäume bieten etwas Schutz vor dem Nebel, der seine Decke über alles gezogen hat. Anscheinend will er hier in der Gegend auch nächtigen.

 

9. Juli 2022

Frieren im Nebel und ein Baguette in der Sonne

Durch die Zeltleinwand schaut es am Morgen draußen recht hell aus. Doch nach dem Raufziehen des Reißverschlusses schließe ich ihn gleich wieder. Ich bleibe länger liegen, schlafe gar nochmals ein. Es hat dichten Nebel. Die Außenhaut des Zeltes ist nass. Im Schlafsack ist es am feinsten.

 

Schon nach den ersten Kilometern wechsle ich meine Radjacke gegen die Regenjacke. Der dichte Nebel durchfeuchtet alles. Es ist ziemlich frisch. Angenehm zum Fahren ist etwas Anderes. Das Meer höre ich nur rauschen. Sehen kann ich es nicht. Die Hügel rauf wird es mir warm. Die Hügel runter friert es mich. Erst nach einiger Zeit, als es eine längere Steigung gab, schöpfe ich Hoffnung. Oben lässt sich Sonne erahnen.

 

Dann treffe ich auf eine junge Radfahrerin aus Arizona. Sie ist vor 14 Tagen in Vancouver gestartet, und will bis nach San Diego zur mexikanischen Grenze. Sie meint, diese Verhältnisse mit Kälte und Nebel kenne sie jetzt schon ganz gut. Am Nachmittag sei es dann meist besser. Ich soll mich auf die Bäckerei etwas weiter vorne an der Straße freuen. Die hätte richtiges Brot. Das hätte sie für heute gerettet. Damit hatte ich wieder ein kleines Ziel für mich. Richtiges Brot, und das nur in ein paar Kilometern.

 

Pünktlich um 12 Uhr war ich dann bei der Bäckerei. Ein toller Laden. Es gab Bauernbrot, das aber noch abkühlen musste. Für mich hatten sie ein französisches Baguette. Genial. Ich kam mir fast wie letztes Jahr beim Radfahren in Frankreich vor. Und Sonne gab es hier auch. Sie wärmte mir den Rücken. Zum Baguette gab es Macaronisalat. Für den Durst eine Limo. Damit wurden auch meine Lebensgeister wieder wach. Ich fühlte mich gestärkt.

 

Diese Stärkung brauchte ich dann auch für den Nachmittag. Zwar war es jetzt sonnig, und auch das Meer zeigte sich, und die felsige Küste ebenfalls. Doch statt dem Nebel wollte sich jetzt ein kräftiger Gegenwind mit mir messen. Ich war beim Fahren recht gefordert. Zum Glück hatte es immer wieder bewaldete Stücke, oder windabgewandte Hügel, wo es etwas ruhiger war. Unter der heißen Dusche am Campingplatz sinnierte ich dann über meine Routenwahl nach. Als lässige Küstenroute für feines Urlaubsradeln angedacht, war der Beginn jedenfalls recht zäh. Vielleicht finde ich Richtung Norden noch mehr Bäckereien mit richtigem Brot. Dann könnte die Routenwahl ja trotz Nebels und Gegenwind dennoch passen.

 

10. Juli 2022

Ein friedlicher Sonntag und feines Wetter

Der gestrige Tag war anscheinend ziemlich anstrengend für mich. Denn in der Nacht bin ich total verschwitzt aufgewacht. Der Schlafsack war klatsch nass. Ich hatte mir ein paar Mal an die Stirn gegriffen, ob ich vielleicht fiebrig bin. Doch am Morgen war alles wieder gut. Ich fühlte mich halbwegs wohl. Ich muss mich glaub erst auf die geänderten Bedingungen hier an der Küste einstellen.

 

Am Campingplatz war es vollkommen ruhig. Die Sonne strahlte zwischen den Bäumen durch und wärmte. Das tat richtig gut. Während ich das Zelt noch vom Tau der Nacht etwas abtrocknen ließ, schaute mir eine Frau vom Nebenplatz beim Packen zu. Nach einiger Zeit suchte sie das Gespräch. Sie wundere sich, dass ich alles in meinen beiden Taschen unterbringe. Sie selbst hatte im Auto übernachtet, gemeinsam mit ihrer Freundin. Sie seien gestern Hals über Kopf hierher ans Meer gefahren. Einfach nur weg von daheim. So müsse sie nicht ständig an ihren Mann denken. Der interessiere sich für eine andere Frau. Ja, und so bin ich an diesem sonnigen Sonntagmorgen als Zuhörer einer Ehegeschichte in den Tag gestartet.

 

Der Küste entlang war auf der Straße vorerst nichts los. Mir passte das ganz gut. So hatte ich genug Platz für mich. Erst später wachten dann die Urlauber und Ausflügler auf, und sorgten für mehr Umtrieb. Mich trieb es eine Stunde früher als gestern zu einer Bäckerei. Ein leckeres spätes Frühstück, damit ich gewappnet bin für die vielen kurzen, aber ruppigen Steigungen hier an der Küste. Mendocino hieß die Ortschaft. Und beim Rausfahren hatte ich dann eine Zeit lang den gleichnamigen Oldie-Hit im Ohr.

 

Und im Ohr hatte ich den ganzen Tag auch den Klang des Meeres. Welle um Welle, Gischtkrone um Gischtkrone, das Rauschen und Klatschen des Wassers am felsigen Ufer begleitete mich von früh bis spät. Hie und da gab es auch einige sandige Buchten. Der Blick auf sie von der etwas höhergelegenen Uferstraße war spektakulär. Aber auch willkommene Abwechslung zum Radfahren. Stehen bleiben, Schauen, und Staunen gehörte diesen Sonntag ebenfalls zu meinem Programm. Denn so ein Wetter wie heute gäbe es hier eher selten, konnte ich gar mehrfach hören. Ich genoss also Küste und Wetter zugleich, und den Tag dazu.

 

11. Juli 2022

Feiner Waldgeruch und brütige Highwayhitze

Die Küste zeigt sich am Morgen etwas diesig. Doch bald schon komme ich in klarere Luft. Denn es geht aufwärts, und das ziemlich kräftig. Die Zelte und Camper im Sand am breiten Ufer lasse ich hinter mir. Ich sehe sie nur noch von etwas weiter oben, als ich Pullover und Mütze wieder abziehe. Denn mir ist gleich warm geworden. Aus einem Pickup winkt mir jemand zu. Daumen hoch ist wohl ein anerkennendes Zeichen. Ja, ich habe kräftig zu kurbeln. Doch es gefällt mir. Denn der Wald riecht nach Moos und Farn und Nadeln und Rinde und Bäumen. Richtig angenehm, hier kurvig in dieser Duftwolke im ersten Gang hochzukurbeln.

 

Die Belohnung winkt dann oben nach der zweiten Steigung. Denn die beiden Abfahrten sind erste Sahne. Ich juchze gleich ein paar Mal. Es geht nämlich flott und kurvig runter. Fast ein bisschen Steilwandfahren, weil die Kurven etwas überhöht sind. Im Wald zwischen den Bäumen durch, mal bremsend, und dann wieder pedalierend Schwung holen. Oder einfach nur gleiten und ein wenig den Schwerpunkt nach links oder nach rechts legen. Genial, diese Abfahrt in diesem Wald.

 

Im Übermut nach der Abfahrt lasse ich mich zum Besuch des Drive Thru Trees in Leggett verleiten. Brav stelle ich mich in der Reihe der wartenden Autos an. Na ja, es ging ja schnell, unten durch den riesigen Redwood-Baum durchzufahren. Und es lag ja irgendwie an meinem Weg.

 

Später biege ich dann auf den Highway 101 ein. Da ist deutlich mehr los als auf meiner einsamen Bergstraße am Morgen. Trucks mit riesigen Redwood-Bäumen in die eine Richtung, und zeitgleich auf der Fahrbahn vis-a-vis Trucks mit Brettern in die andere Richtung. Ich scheine also in Richtung des Sägewerks am Weg zu sein.

 

An der Straße sehe ich immer wieder Hinweisschilder auf irgendwelche besonderen Attraktionen. Alles ist hier “world famous“ und hat irgendwas mit riesigen Redwoods zu tun. Doch ich hatte meine Pflichtübung ja schon mit dem Drive Thru Tree gemacht. Nur beim Schild mit dem Hinweis “Avenue of the Giants“ bin ich abgebogen. Und das war dann fast so wie die Abfahrt am Vormittag: Wunderbar. Die Straße wand sich flach zwischen den riesigen Redwood-Bäumen durch. Da waren nicht nur einzelne Exemplare zu sehen. Nein, jeder Baum schien den anderen an Umfang oder Höhe noch übertreffen zu wollen. Und da bin ich dazwischen durchgefahren. Es hat mir voll gefallen.

 

Weniger gefallen hat mir, dass das Thermometer am Nachmittag 41 Grad anzeigte. Im Schatten der Bäume war es auszuhalten. Doch auf freier Straße, und hie und da auch noch mit ein paar Steigungen war es schweißtreibend heiß. Und einen Platten am Hinterrad hatte ich mir auch noch eingefangen. Es war ein hauchdünner Metalldraht eines Truckreifens. Doch mit den Redwood-Giganten und der tollen Abfahrt war es ein super Tag.

 

12. Juli 2022

Sonne im Hinterland und Nebelkriechen an der Küste

Mit der Morgensonne in den Kronen der mächtigen Bäume startete ich in den Tag. Es war ein wunderbares Gefühl, zwischen diesen Baumgiganten durchzufahren. Links und rechts standen sie dicht aneinandergereiht im grünen Farn da, verliehen einem ein Gefühl der Erhabenheit. Vielleicht war es auch die seltsame Stille und Ruhe, die diesen Eindruck noch verstärkte. Und natürlich auch das Alleinsein auf der Straße der Giganten, zumindest am Morgen.

 

Später nahm der Verkehr dann merklich zu. Je näher zur Küste und zur dortigen kleinen Metropole, desto dichter war das Treiben rund um mich herum. Doch der Seitenstreifen war breit genug. Es ging flach dahin, und ich kam flott voran. Weniger gefallen hat mir, dass sich nahe zur Küste plötzlich wieder Nebel breit machte. Ganz durchsetzen konnte er sich heute jedoch nicht. Denn ein paar kurze diesige Sonnenfenster gab es auch.

 

Am Nachmittag fand ich statt des umtriebigen Highways eine kleine Straße nahe zum Meer. Ich kam zwar langsamer voran, dafür war das Erlebnis entsprechend größer. Denn ohne Verkehr lässt es sich in so einer Umgebung ganz wunderbar radeln.

 

Einmal tat sich ein prächtiger freier Blick auf den zerklüfteten Küstenstreifen und die umtosten Felsen davor auf. Für ein Foto fuhr ich in eine kleine Parkbucht an der Kante. Dort stand bereits ein etwas älterer Pickup, mit den Vorderrädern ganz nahe am Abgrund. Auf der Kühlerhaube lag eine junge Amerikanerin mit Bleistift und Zeichenblock. Von ihrem erhöhten Aussichtspunkt studierte sie konzentriert die Küstenlandschaft, und fing sie auf die Ellbogen abgestützt mit feinen Strichen auf ihrem Block ein. Sie zeigte mir ein paar schon fertige Zeichnungen von den Tagen davor. Gute 5 Stunden sei sie an einem Bild dran. Hier sei es wunderbar. Manchmal ließe sie sich von den Adlern vom Zeichnen ablenken, und vom Meeresrauschen sowieso. Und wie zur Bestätigung tauchte über uns einer der Adler auf, und glitt ohne Flügelschlag elegant über die Baumwipfel und Felsen entlang. Mich beeindruckte, mit welcher Ausstrahlung und Zufriedenheit sie von ihrem Zeichnen an der Küste hier erzählte. Erst beim Weiterfahren fiel mir ein, dass ich sie ja nach den mächtigen Redwoods hätte fragen können. Nämlich, wie es ihr denn dort beim Zeichnen geht, wenn es rund herum so wundersam still ist.

 

13. Juli 2022

Nebel zum Verdrießen und Sonne zum Lachen

Wettermäßig war es ein zweigeteilter Tag heute. Doch das wusste ich beim Losfahren noch nicht. Am Morgen hing dichter Nebel über den Hügeln der Küste. Ich fuhr mit langer Hose, Jacke und Mütze los. Bald entdeckte ich auch ein ganzes Rudel Elche in einer Wiese neben der Straße liegend. Ein Hinweisschild hatte schon darauf hingewiesen, dass es hier welche gibt. Während ich schon fleißig strampelte, lagen sie noch faul am Boden. Es schauten nur die Enden ihrer Geweihe aus dem hohen Gras hervor. Einer bemühte sich dann gähnend aufzustehen, und sich in voller Pracht zu zeigen. Oder halt mal rundum zu schauen, wer da auf der Straße so am Weg ist.

 

Mein Weg führte mich abseits des Highways durch eine feine Straße in die Redwoods hinein. Ich blieb ein paar Mal stehen und schaute die Riesen an. Einfach beeindruckend, die dicken Stämme mit ihrer grobfurchigen Rinde. Und dem Nebel schienen sie hier ein Besuchsverbot erteilt zu haben. Denn zwischen den mächtigen Bäumen hatte er sich nicht ausgebreitet.

 

Das holte er dann später aber umso eindrücklicher nach, als es etwas länger zwei Steigungen hoch ging. Trotz der kühlen Temperatur kam ich leicht ins Schwitzen. Also fuhr ich im kurzen Shirt hoch, während sie in den Pickups mit dicken Jacken drinsaßen. Am Scheitelpunkt oben gab es für ein paar Minuten ein Sonnenfenster. Hey, das hob sofort die Stimmung. Wunderbar, wie klar sich die Farben des Waldes und der Natur zeigen konnten. Ich dachte schon, dass es jetzt mit dem Nebel vorbei wäre. Doch er begleitete mich bis in den Nachmittag hinein. Dann aber setzte sich die Sonne durch.

 

Das war dann wieder fein zum Radeln. Das Meer ganz ruhig, die Küste hier flach, Häuser mit grünem Rasen, Blumenbeete. Oregon hieß mich herzlich willkommen.

 

Der Campingplatz an der Küste war wie die übrigen davor bereits voll. Doch für Hiker und Biker halten sie hier an der Westküste in den State Parks immer einen reservierten Platz frei. Etwas entfernt von mir hatte einer Räucherstäbchen auf einem Pflock neben seinem Zelt angezündet. Ich fragte interessiert nach dem Beweggrund, und lernte dazu: Es sei Sandelholz. Das würde den Cannabisgeruch hintanhalten, den nicht alle Leute mögen. So könne er ungeniert rauchen. Und gegen die Mücken sei es auch gut. Ich fand, dass es jedenfalls besser roch als manche Rauchschwaden vom Grillfeuer auf den Campingplätzen zuletzt. Oder eigentlich ziemlich gut.

 

14. Juli 2022

Spiel mit dem Wind

Kaum hatte ich am Morgen den Zelteingang aufgeschlagen, wurde ich schon freundlich begrüßt: Der Nebel stand vor der Tür und sagte Guten Morgen. Ok, so ist das dann wohl hier an der Küste. Ohne Nebel geht es nicht. Also fuhr ich mit ihm los.

 

Recht bald kam ich an einem großen Sägewerk vorbei. Jetzt wusste ich, wo die Trucks mit den überlangen Baumstämmen hinfahren. Der Geruch rund um die Anlage war angenehm. Frisch geschnittenes Holz riecht fein. Beim Weiterfahren kamen mir die großen mit Holz beladenen Trucks jetzt auf der Gegenfahrbahn entgegen. Und die Trucks in meiner Richtung hatten die hinteren Achsen ihrer Holzauflieger huckepack vorne aufgeladen. So waren sie kürzer, und für mich am Seitenstreifen weniger gefährlich.

 

Beim langen Aufstieg auf einen Übergang gab es immer wieder Hinweisschilder auf besondere Aussichtspunkte Richtung Meer. Ich ließ sie alle links liegen. Denn bei dem Nebel war ich froh, dass ich überhaupt die Straße sehen konnte. Doch eine Belohnung gab es für den Aufstieg und die Nebelfahrt auch: Oben wartete die Sonne vor einem knallblauen Himmel. Es war also dasselbe Spiel wie gestern. Unten der Nebel, oben die Sonne. Und mit Jacke und Mütze tauchte ich bei der Abfahrt dann wieder in die Nebelsuppe ein. Doch ein paar Buchten und lange Geraden später, war der Spuk plötzlich vorbei. Draußen am Meer zeichnete sich leichtes Blau ab, und schnell war es dann auch an der Küste schön. Ich genoss die wärmenden Strahlen und strampelte gut gelaunt Richtung Norden.

 

Irgendwann gegen Mittag gab es Verkehrsschilder auf gefährliche Küstenwinde für die nächsten 40 Kilometer. Fast hielt ich sie für einen Scherz. Denn es war ganz ruhig. Doch das änderte sich später bald. Bei der Durchfahrt durch einen Küstenort musste ich vorne gar auf das kleine Kettenblatt runterschalten. Ich kam nur mehr im Wiegetritt voran. Unmöglich, dass ich das lange durchhalte und mein Tagesziel erreiche. Der Wind spielte richtig mit mir. Er hatte glaub mehr Freude als ich mit ihm. Doch die Straße führte bald nicht mehr unmittelbar an der Küste entlang. Ein breiter Waldstreifen war dazwischen. So konnte sich der Wind nur oben an den Wipfeln austoben, während ich es unten etwas leichter hatte.

 

In einer kleinen Ortschaft machte ich eine kurze Pause. Raus aus dem Wind und eine Jause auf der Bank vor dem Laden war der Plan. Und es war eine super Idee. Denn in dem unscheinbaren Geschäft gab es das bisher beste Sandwich in den Staaten. Es war ein Vegetarisches mit allem Drum und Dran. Und aufgepeppt war es mit Sprossen. Es schmeckte mir ausgezeichnet. Ich sagte dem Verkäufer, dass ihm ein super Wurf gelungen war. Sichtlich erfreut erkundigte er sich nach meiner Route. Ich würde in die falsche Richtung fahren, war sein Kommentar. So viele Brote könne er für mich gar nicht machen, dass ich es bei dem Gegenwind schaffe. Doch ein schneller Wetterwechsel ist hier an der Küste anscheinend auch möglich. Denn nur kurze Zeit später war der Wind merklich schwächer geworden. Offensichtlich machte er auch grad Pause. Mir war das nur recht.

 

15. Juli 2022

Klare Blautöne

Schon gleich in der Früh um halb acht ließ ich heute den ersten Juchzer los. Statt auf dem Highway ging es etwas entfernt von ihm auf einer kleinen kurvigen Straße weiter. Und die war richtig toll zum Fahren. Hügeliges Auf und Ab, nahe zu den Dünen, mit Wald, gutem Belag, ohne Verkehr. Es passte mir gut. Dazu noch windstill, und das überraschenderweise auch den ganzen Tag. Und Sonne sowieso. Oregon war kaum wiederzuerkennen. Vielleicht bereitet es sich auf das Wochenende vor. Mal schauen wie es dann morgen wird.

 

Auf dem höchsten der vielen Hügel war der Wald neu aufgeforstet. Entsprechend weit war die Rundumsicht. Doch zu sehen war überall nur wieder Wald. Manchmal reichte der Schwung aus den Abfahrten aus, um die kleinen Senken zu durchtauchen. Das gefällt mir immer sehr. Langsamer werdend den Hügel hoch bis zum Scheitelpunkt. Abschätzen, ob es sich ohne pedalieren ausgeht. Oder nur ein paar wenige Tritte machen, und so den Übergang zur Abfahrt finden. Und das Spiel wieder von neuem aufnehmen. Am leicht verschwitzten Nacken in der Abfahrt den starken Fahrtwind spüren, gar leicht frieren dabei. Und beim langsamer werden im Übergang zum Aufstieg merken, wie fein die Sonne wärmen kann. Ja, solche Übergänge liebe ich sehr.

 

Auf so einer Straße wie am Vormittag könnte ich glaub endlos weiterfahren. Doch meine Freude währte nur wenige Stunden lang. Dann verschluckte mich der Highway. Ich musste mich auf der Straßenschulter behaupten. Keine Ahnung, wo die vielen Wohnmobile plötzlich herkamen oder hinfuhren. Groß waren sie jedenfalls. Oder riesengroß. Als Zugmaschine überlange Pickups, und als Anhänger oder Sattelauflieger die Wohneinheit mit zwei oder drei Achsen. Und irgendwie zusätzlich verstaut was man im Urlaub sonst noch braucht: Fahrräder, Boote, Geländefahrzeuge, Motorräder und anderes mehr. Doch ich gebe zu, mit meinen beiden dicken Packtaschen bin ich ja auch nicht gerade schmal am Weg.

 

Der große Umtrieb auf der Straße nervte, doch landschaftlich war es dafür ziemlich schön. An der Küste die hellen Dünen. Dazu rund herum dunkelgrüner Wald. Und dazwischen viele kitschig blaue Seen. Tiefblau fiel mir dafür als Farbton ein. Und für den Himmel Azurblau. Es waren richtig satte Farben heute. Die Sonne tat ihr Bestes, dass sie zur Geltung kamen, im Kontrast zum tiefen Grün des Waldes.

 

16. Juli 2022

Schmeichelnde Pastelltöne

Beim Blick aus dem Fenster war alles tiefgrau verhangen. Nebel hatte sich wieder ausgebreitet. Die Autos hatten die Scheinwerfer und Scheibenwischer an. Kein richtig tolles Radelwetter. Ich ließ mir also Zeit mit Packen. Und als Protestnote dem Nebel gegenüber fuhr ich ohne Regenkleidung los. Der Wetterbericht hatte ja was anderes angekündigt. Und so war es dann auch. Am Morgen trist, und bis zum späten Nachmittag alles wieder eitel Wonne.

 

Ein Zeit lang beschäftigte mich beim Fahren der Abschnittsname für den Highway. Auf einer braunen Tafel stand groß “Fallen Heroes, Afghanistan, Iraque“. Ob die Straßen der Welt wohl ausreichen, um die gefallenen Helden aller Kriege aufzuzählen? Oder wird es ihnen auch gerecht, sich irgendwo auf einem Straßenschild wieder zu finden? Und welche Helden sind damit eigentlich gemeint? Ich wusste keine Antworten, pedalierte die Kriege unterm Hinterrad einfach weg.

 

Ein Schild “Bread & Roses“ kündigte eine Bäckerei in der nächsten Ortschaft an. Sie war in einer Seitenstraße am Ortsende. Fast wäre ich daran vorbeigefahren. Wäre schade gewesen. Denn die warme Quiche mit Spinat schmeckte wunderbar.

 

Verkehrsmäßig war es heute erträglich. Wenn alle schon am Freitag in die Ferien fahren, dann bleibt am Samstag mehr Platz für die Radfahrer. Ich nutzte ihn ausgiebig aus, machte immer wieder ein paar Schlenker auf die andere Seite näher zur Küste hin, dass ich diese noch besser sehen konnte. Der Nebel war sich am Verziehen. Es war noch etwas diffuses Licht. Doch das gab eine wunderbare Stimmung ab. Pastelltöne fand ich als passenden Ausdruck für die Farben, die sich bis in den Nachmittag hinein so zeigten. Und weil die Straße nahe der Küste entlang führte, waren alle Sinne mit dabei. Wellenrauschen und Wellenschlag, Schaumkronen und Wasserspritzer, Duft nach Moos und Fischgeruch, Wind im Gesicht und etwas Kälte im Nacken.

 

Im State Park bei Lincoln City war ich heute nicht der einzige Biker am Platz. Es waren noch vier andere da. Einer mit Elektrobike und Anhänger samt neuem Knie auf seiner ersten Tour. Ein Weltenbummler und Tourenprofi mit dunkelbraun gegerbter Wüstenhaut. Ein kommunikativer, gewitzter Genussradler auf jährlicher Dreimonatstour. Ein weißhaariger, pointenreicher Schweiger auf ausgiebiger Erinnerungsfahrt an früher. Ich hatte nicht nachgefragt, mit welcher kurzen Beschreibung sie wohl mich in den gemeinsamen Kreis aufgenommen haben. Doch der Abend hat allen richtig gut gefallen. Selten, dass so ganz unterschiedliche Charaktere im Altersbereich zwischen 54 und 68 auf Anhieb gut miteinander können, und auch Interesse am Austausch haben. Ich rollte mich ganz zufrieden in meinen Schlafsack ein. Eine Wärmeflasche für die kalt gewordenen Füße wäre anfangs dennoch fein gewesen.

 

17. Juli 2022

Genussradeln am Sonntag

Die Sonne strahlte am Morgen über die Bäume am Campingplatz. Bald fand sie auch zwischen ihnen durch, und wärmte beim Packen. Jeder am Platz hatte da seine eigene Art. Der Tourenprofi aus Arizona machte auf seiner kleinen Zeltunterlage davor noch ausgiebig Yoga- und Stretchingübungen. Ich staunte, wie gelenkig er war. Vielleicht sollte ich mit so etwas endlich auch anfangen, und es nicht immer nur hinausschieben. Denn frei es zu tun wäre ich ja. Und beim Schreiben dieser Zeilen richtete ich mich gleich auf und probierte es mit kurzem Schulterkreisen.

 

Zum Frühstück und sonntäglichen Mittagsessen unterwegs kehrte ich in einer Bar zu. Vor dem Eingang waren Tische in der Sonne aufgestellt. Das zog mich an. Und der große Teller Kartoffelrösti sowieso. Gegenüber waren sie gerade mit dem Aufbauen von Marktständen beschäftigt. Ich schaute ihnen zu. Am meisten eingekauft wurde beim Hotdog-Stand. Die Kunstgegenstände regionaler Anbieter zogen weniger an. Essen geht bei den Amis vor.

 

Auf der Strecke gab es heute zwei lange Anstiege. Beide hatten mir gefallen. Doch es war nicht nur das langsame Hochfahren, sondern oben vor allem die grandiose Aussicht auf die lange, sandige Küste und das Treiben des Meeres. Hey, war das schön. Später sah ich dann noch ein paar Leuten auch bei einer Art Radfahren zu. Sie standen gar Schlange bis sie an der Reihe waren. Auf einer alten Eisenbahntrasse entlang der Bucht konnte man auf Draisinen etwas strampeln. Ich blieb jedoch bei meinem eigenen Rad. Damit hat mir heute mein eigenes Strampeln trotz zeitweise Gegenwind ebenfalls super gefallen.

 

18. Juli 2022

Eine mächtige Brücke nach Norden

Es ist wieder mal ein typischer Oregonwettermorgen. Alles verhangen und dicht bewölkt. Bis ich Pullover, Beinlinge und Mütze wieder ausziehen kann, ist es bereits fast Mittag. Ich habe den oberen Zipfel von Oregon schon erreicht. Die Küste lag nur im diffusen Licht. Das Spektakuläre ging damit verloren. Es ließ sich nur mit den Bildern und Erlebnissen der Vortage erahnen. Doch etwas Spektakuläres stand mir ja dennoch bevor: Die Brücke bei Astoria, und damit der Übergang nach Washington.

 

Alle Biker, mit denen ich die letzten Tage in Kontakt war, haben mit großem Respekt von dieser Brücke gesprochen. Lang, hoch, schmal, schwierig zu fahren. Ein Ranger im State Park gestern meinte gar, dass viele ihr Rad hochschieben würden. Also näherte ich mich ihr mit der gebotenen Vorsicht, und neugierig jedenfalls. Sie war schon von weitem zu sehen. Zumindest das eine Ende, das als Metallkonstruktion hoch in der Luft hing. Das andere Ende verschwand irgendwo weit entfernt im Meer. Es war nicht auszumachen, wo es hinführte.

 

Mit einem langen Kreisel als Rampe ging es flott hoch, und in einer weiteren, langgezogenen Kurve auf die Brücke. Der Seitenstreifen war schmal und der Belag sehr rau. Die Trucks und Wohnmobile kamen einem sehr nahe. Doch es war eigentlich ganz gut fahrbar. Ich wechselte ein paar Mal auf die andere Straßenseite. Der Blick Richtung Meer faszinierte mich der Farben wegen mehr als ins Landesinnere. Ja, die Brücke hatte schon etwas Spektakuläres. Als Konstruktion selbst, und auch mit der Rundumsicht, die sich oben auf das weite Flussbett des Columbia Rivers bot.

 

Bei der Abfahrt auf der langen und flach auslaufenden Rampe ans andere Ufer ließ ich Vorsicht walten. Volles Tempo war mir neben dem Verkehr zu riskant. Beim Zurückblicken vom anderen Ufer war das Imposante der mächtigen Brücke kaum wahrnehmbar. Ihr hoher Teil lag zu weit entfernt, als dass er einem Respekt einflößen hätte können. Doch vor einer Viertelstunde auf der anderen Seite war das noch anders. Da habe ich zugegeben mit Staunen und Respekt von unten nach oben geschaut.

 

Abends am Campingplatz traf ich auf drei junge Engländer. Da musste ich dann heute noch ein weiteres Mal staunen. Denn zwei von ihnen sind als Paar in Alaska gestartet. Auch wenn sie die Strecke durch British Columbia mit der Fähre zurücklegten, so hat mir ihr Radeln durch Alaska ziemlich imponiert. Ebenso ihr Ziel. Sie wollen nach Ushuaia in Argentinien, also ganz nach unten. Dort will auch der dritte Engländer hin. Er ist von Calgary gekommen und zufällig zu ihnen gestoßen. Weitradler scheint es überall zu geben. Und tolle Ziele haben sie jedenfalls. Und gehörig Mut dazu.

 

19. Juli 2022

Wetter mal verkehrt rum

Am Morgen Sonne und Nebel erst am Abend. Beides hat mich heute etwas überrascht. Wobei ich die Sonne und die Temperaturen untertags dann sichtlich genossen hatte. Das hat mir gepasst. Das Gelände ebenso. Es ging weitestgehend flach durch waldiges Gebiet nahe zur Küste. Niedere Bäume dominierten. Orte gab es nur wenige an der Strecke. Und der erste machte einen äußerst verschlafenen Eindruck. Er lag in einer weit ins Landesinnere hineingezogenen Bucht. Austernfischerei oder deren Verarbeitung prägten den Geruch am Ortsanfang, ebenso wie das kulinarische Angebot der Läden an der Straße. Den kleinen Lebensmittelladen hätte ich fast übersehen. Doch dort wurde dann auch ich für meinen Hunger fündig.

 

Keine Ahnung, ob es die unerwartet große Hitze und hohe Temperaturdifferenz zu den Tagen davor war, oder ob ich zu viel gegessen hatte. Denn die Kartoffeln mit den pikanten Käsebällchen schmeckten lecker. Jedenfalls hatte ich beim Weiterfahren ziemlich Mühe und war richtig müde. Da kam mir ein kleiner Park gerade gelegen. Im Schatten der Bäume machte ich auf meiner Zeltunterlage in der grünen Wiese eine Pause. Sie dauerte gar etwas länger. Denn ich nickte ein, und verschlief fast den ganzen Nachmittag.. So stellte ich mich danach frisch gestärkt dem aufgekommenen Gegenwind an der Küste. Die vielen Gischtkronen auf den Wellen draußen im Meer ließen erahnen, dass es auch dort nicht ganz ruhig war.

 

Am Abend war ich dann im Nebel am großen Campingplatz fast allein auf der Biker-Wiese. Ich musste an die drei Engländer denken. Die hatten sich bei meinem Wegfahren am Morgen gerade ihren Porridge hergerichtet, mit ausgiebig Schokolade dazu. Damit werden sie die große Brücke Richtung Astoria und dem Süden sicher auch hochgekommen sein, wie ich auf ihrer Strecke auch, jedoch nach Norden.

 

20. Juli 2022

Obdachlose und ein Fußballspieler

Uihh, schon wieder dreht es sich am Morgen um das Wetter. Nebelfieseln. Ich starte mit Regenmütze und Regenschuhen. Die Brille gebe ich auch bald weg. Ich komme mit Wischen nicht nach. Die Autofahrer scheint der Nebel nicht zu stören. Einfach Licht und Scheinwerfer an, und alles ist wie bei Sonne, war mein Eindruck bei ihnen. Bei mir dauerte es etwas länger bis sie kam. Doch sie kam.

 

Denn wider Erwarten zur Tristesse am Morgen herrscht mittags Sonne, und damit beim Fahren eitel Wonne. Das wird der eine, dem der Sheriff am Morgen am Straßenrand eine Packung Kabelbinder verpasste, vielleicht nicht behaupten können. Oder die vielen Obdachlosen, die in der Hafenstadt am Weg durch die Straßen irrten, oder am Gehsteig in Decken gehüllt am Boden kauerten, sicher auch nicht. Das war ein trostloses Bild, das mich den Vormittag über beschäftigte.

 

Die Leute in der Stadt hatten sich glaube ich schon daran gewöhnt. Es schaute so aus, als ob sie ganz normal ihren Tag gestalten, egal ob da beim Einkaufen oder Parken einer neben dem Auto am Boden liegt. Oder einen Einkaufswagen mit Habseligkeiten in zerfledderte Plastiktaschen verpackt durch die Stadt schiebt. Oder Zigarettenstummel klaubt. Oder Mülleimer durchsucht. Das Glück und die Ressourcen zum Leben scheinen ungleich verteilt. Oder bei manchen temporär immer woanders zu sein.

 

Am Nachmittag schwamm ich im großen Verkehrsstrom auf dem Highway mit. Der Seitenstreifen war breit genug. Ein Mal musste ich wegen Asphaltarbeiten anhalten. Die Straße war nur einseitig passierbar. Der junge Streckenposten, der den Verkehr regelte, erkundigte sich nach meiner Route. “Crazy“ war sein Kommentar. Er selbst sei kein Radfahrer. Soccer interessiere ihn mehr. Und bevor ich weiterfahren konnte, wusste ich auch schon seine Aufgabe im Team hier aus dem kleinen Ort. Er war ein Verteidiger. Und wie begeistert er davon erzählte, musste es sich um eine erfolgreiche Mannschaft handeln.

 

21. Juli 2022

Am Fuße des Olympic Nationalparks entlang

Die Strecke führte mich vormittags entlang eines L-förmigen Meeresarmes. Ich sah Robben nach Luft schnappen und tauchen, hörte deren Klatschen ins Wasser. Ein paar Brücken querte ich auch. Das waren die Flüsse vom Olympic Mountain. Dort sah ich gestern noch ein paar Schneefelder. Heute waren die Berge jedoch am Morgen in Wolken. Und als die Sonne durchkam, gab es nur noch niedere bewaldete Hügel zu sehen. Dennoch schön anzuschauen. Mit der Sonne bekam auch das Wasser eine andere Farbe. Es glitzerte wunderbar. Mir war zum Juchzen, so schön.

 

Im Wald waren keine intensiven Gerüche wahrzunehmen. Die gab es ein paar Mal nur am Strand. Nämlich immer wenn ich eine Austernzucht passierte. Draußen, aber nahe zum Ufer, sah ich die Männer auf ihren Booten hantieren. Fischer gab es auch. Sie hatten Netze ausgelegt, und fuhren gerade deren Bojen ab. Und ich fuhr die Hügel des Waldes hier ab. Mit der Sonne im Rücken war es ein angenehmes Pedalieren. Ein paar Hügel, feine Kurven, Grüntöne, und hie und da ein paar Trucks mit langen Baumstämmen.

 

Etwas rauer wurde es später dann auf der Fähre, als ich nahe zu Seattle den Meeresarm querte. Da blies ein kräftiger Wind, ließ die große Fähre gar sanft aufschaukeln. Später sah ich dann die mächtigen Berge des Olympic National Parks nochmals von weitem, jedoch mit einer anderen Perspektive, und in einem anderen Licht. Beeindruckend. Kein Wunder, dass der Park als Weltnaturerbe zählt.

 

22. Juli 2022

Brot allein stärkt auch

Viel Verkehr schon am Morgen. Es rauscht und rauscht neben mir. Ich finde die Autos ziemlich lästig. Kurz vor einer schmalen Brücke überholt mich ein Pickup mit schwerem Bootsanhänger. Der Hinterreifen am Anhänger qualmt mächtig. Dann rumpelt es, und er fährt auf der Felge weiter. Es riecht nach verbranntem Gummi.

 

Zum Glück ist nach der Brücke gleich ein kleiner Parkplatz. Genug Platz um das Ersatzrad zu montieren. Und genug Platz auch für mich, das Rad kurz abzustellen. Denn von der hohen Brücke gibt es einen gigantischen Ausblick. Sowohl zum Meer hin, als auch zur Bucht im Landesinneren. Und die Eisenbrücke selbst ist mit ihrer Konstruktionsweise ebenfalls sehenswert. Viel schöner als die breite, mehrspurige Betonbrücke kurze Zeit später. Die wurde als Fremdkörper in die Landschaft geknallt, während die Eisenbrücke harmonisch in die Umgebung integriert wirkte.

 

Für eine längere Strecke kann ich später dann weg vom Highway. Welche ein wunderbares Fahren. Ohne Verkehr flach durch Farmland rollen. Es gibt grüne Wiesen, Getreide- und Kartoffelanbau. Die Kartoffeln sind gerade am Blühen. Sie zeigen weiße und leicht lila gefärbte Blüten. Daneben gibt es bunte Gräser. Ein schöner Kontrast zur wieder näherkommenden Küste.

 

Dort hat sich zwischenzeitlich mit der Sonne das Meer satt blau eingefärbt. Die schmale Straße windet sich etwas erhöht der Küste entlang. Ober mir sehe ich ein paar lässige Holzbauten. Ganz anders als der Einheitsbrei an Holzhäusern sonst. Ein schöner Ausblick auf die Bucht und das Meer verpflichtet anscheinend auch zu anspruchsvollem Bauen.

 

In einem leicht touristisch angehauchten kleinen Ort komme ich an einer Bäckerei vorbei. So was zieht mich regelmäßig an. Also bleibe ich auch hier stehen, und kaufe ein. Ein großer Laib Weißbrot macht mich an. Doch zum Essen bleibt es dann beim Brot allein. Denn einen anderen Laden finde ich hier nicht, außer Töpfereien, Weinhandel, Floristik- und Kunstartikelgeschäfte. Und bei denen ist schwer Käse, Obst oder Gemüse für ein Sandwich aufzutreiben. Ich erzähle die Geschichte einem Straßenposten, der den Verkehr wegen einer Baustelle einbahnig regelt. Er meinte, Brot sei immer gut, egal ob belegt oder nicht. Und das Wetter würde heute ja auch zum Radfahren passen. Bis zu einem anderen Geschäft sei es nämlich hier an dieser Küstenstraße noch ziemlich weit. Ich solle das Brot pur genießen, und mich so stärken.