16. August 2025

Ab jetzt Fahrtrichtung Süden 

Die Stadt Kirkwall zeigt sich am Morgen noch ganz verschlafen. Auch die Leute auf dem riesigen Kreuzfahrtschiff am Kai etwas außerhalb scheinen noch in ihren Kabinen zu sein. TUI stand groß am Schornstein, und der Anblick des Kreuzers vor dem flachen Farmland rundum war reichlich surreal. Als ich später den kleinen Flughafen am Weg passiere, biegt gerade ein wohl privater Jet zum Terminal ab. Ausgeladen werden nur zwei Gepäckstücke. Das scheint auch eine Schar Gänse auf den Wiesen daneben zu irritieren. Sie fliegen jedenfalls aufgeregt schnatternd auf. Ihrem Flug dann zuzuschauen war wunderbar. In einem weiten Bogen flogen sie über das satte Wiesengrün und ließen sich weiter entfernt auf Brachland nieder.

 

Die Luft ist eine Zeit lang recht feucht. Die Brille beschlägt. Doch als ich weiter Richtung Süden komme, setzt sich die Sonne durch. Ich steuere den kleinen Fährhafen St. Margarets Hope an, und bin viel zu früh dort. Während nach und nach mehr Autos eintrudeln, montiere ich einen neuen Hinterreifen. Der alte hat fast 5.000 Kilometer gehalten. Ein Wohnmobilfahrer bietet mir seine große Standpumpe als Hilfe an, und staunt dann, dass der Reifen auch mit meiner kleinen Pumpe prall wird und ins Felgenbett springt. Auf der Fähre staune dann ich, wie viele Autos sie unterbringen. In mehreren Reihen werden sie zentimetergenau eingewiesen. Es sind dann fast siebzig Autos, und ein einziges Fahrrad, die auf der Fähre Orkney wieder verlassen. Bei einem Auto musste ich schmunzeln. Am Beifahrersitz lag ein abgegriffener, dicker, großer Straßenatlas. Papiernavi von früher, und jetzt irgendwie total aus der Zeit gefallen.

 

Nach einer Stunde Überfahrt liegt John o’Groats als Nordostspitze Schottlands auf meinem Weg. Jede Menge Souvenirläden, Imbissbuden und eine Destillery locken die Leute an. Und natürlich der spezielle Wegweiser, wie es ihn auch an der Südwestspitze in Cornwall unten gegeben hat. Für mich heißt die neue Fahrtrichtung ab jetzt Süden. Und mit leichtem Rückenwind gehen die ersten Kilometer vorbei an manch goldgelben Getreidefeld flott dahin. Die Küste zeigt hier ihre steilen Klippen, mit sattgrünen Wiesen bis zum Rand. Windräder drehen sich auf den wenigen Hügeln, und im Meer vor der Küste noch einige mehr. Ich bin überrascht, wie unterschiedlich sich die Landschaft hier im Gegensatz zu jener noch vor einem Tag im Westen zeigt. Und natürlich zu Orkney im Norden ebenso. Doch der erste Eindruck gefällt.